Schenkung Dapples

Nach den herausfordernden Corona-Jahren galt es 2022 wieder in den normalen Alltag zurückzufinden. Die Nachfrage nach den verschiedenen Wohn- und Ausbildungsangeboten der Schenkung Dapples war erfreulich und ermöglichte eine hohe Gesamtauslastung von 94 %.

Fachsimpeln in der Trainings- und Orientierungswerkstatt

«Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wie viel er in sieben Jahren dazugelernt hatte.» Mark Twain (1835 – 1910)


Im Unterschied zu den reinen Wohnheimen, wo die Jugendlichen in der Lage sein müssen, eine externe Ausbildung zu absolvieren, ist die Schenkung Dapples durch die Kombinationsmöglichkeit der verschiedenen Wohnformen mit den vielfältigen Schul- und Ausbildungsangeboten besonders geeignet für Jugendliche, die eine Rundumbetreuung und Unterstützung in mehreren Bereichen brauchen. Deshalb überrascht es nicht, dass viele Jugendliche den Weg in die Schenkung Dapples finden, die noch nicht fähig sind, einen geregelten Tagesablauf in Schule oder Berufsausbildung durchzustehen. Diese Jugendlichen sind wenig belastbar und kämpfen mit diversen, meist psychosomatischen Beschwerden. Die Grenze zwischen «krank sein» und «sich krank fühlen» verschwimmt dabei zusehends. Die Folgen sind häufige Absenzen in der Schule und am Ausbildungsplatz. Die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, das Lehrpersonal und die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner zerbrechen sich den Kopf darüber, ob der betreffende Jugendliche nun besonders vulnerabel ist, ob er Herausforderungen und drohende Misserfolgserlebnisse vermeidet oder lediglich gemäss seinem Lustprinzip handelt. Man möchte den Jugendlichen ja nicht überfordern, aber doch auf seinem Ausbildungsweg weiterbringen. In der Schenkung Dapples wird mit der fachlichen Methodik der «Kompetenzorientierung in stationären Settings» gearbeitet und dort wird die sogenannte Kompetenzbalance angestrebt. Das bedeutet, dass der grösste Lernerfolg dann stattfindet, wenn die Fähigkeiten des Jugendlichen und die an ihn gestellten Aufgaben in Balance sind. 


Natürlich neigt die ältere Generation dazu, die «guten alten Zeiten» zu betrauern und die jüngeren Generationen zu bedauern, aber das gilt auch im umgekehrten Sinn, wie das vorangestellte Zitat von Mark Twain veranschaulichen soll. Als sozialpädagogische Institution geht es immer darum, passende Antworten auf bereits bekannte und auf neue erzieherische Fragestellungen zu finden. Dies gelingt mithilfe engagierter Mitarbeitender, die wach und beweglich bleiben und den fachlichen Austausch pflegen. Damit wird die Schenkung Dapples auch für die kommenden Generationen von Jugendlichen ein attraktives Angebot sein, eine gute Unterstützung auf dem Weg in ein gelingendes Leben. 


Auf Beginn des Berichtsjahrs trat im Kanton Zürich das neue Kinder- und Jugendheimgesetz (KJG) mit den entsprechenden Verordnungen in Kraft. In den früheren Jahren wurde der Kantonsbeitrag in Form einer Defizitdeckung ausgerichtet. Seit 2022 bestehen nun mehrjährige Rahmenverträge und Jahreskontrakte mit dem Amt für Jugend und Berufsberatung des Kantons Zürich, in welchen die Stellenpläne und die Bestellmengen über die einzelnen Angebote der Institution festgeschrieben sind. Mit dem erwarteten finanziellen Aufwand und der Bestellmenge je Angebot wird der Tarif für das einzelne Angebot berechnet. Dieser Fixtarif gilt dann für alle zuweisenden Stellen. Die bestellten Leistungen und die 2022 von der Schenkung Dapples erbrachten Leistungen lagen bei allen Angeboten sehr nahe beieinander. Das bedeutet, es müssen für die Folgejahre keine Anpassungen vorgenommen werden, die Bestellmenge bleibt stabil und die Tarife sind nur geringen Schwankungen unterworfen. Einzig bei der sozialpädagogischen Einzelbegleitung, die zur Unterstützung der jungen Erwachsenen ausgebaut werden soll, fehlten 2022 noch die personellen Ressourcen. Der Ausbau dieses wertvollen neuen Angebots bleibt das erklärte Ziel für die kommenden Jahre.


Richard Fischer, Heimleiter

Bild von swissepi.ch
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«Es geht immer darum, passende Antworten auf bereits bekannte und auf neue erzieherische Fragestellungen zu finden.» 
Richard Fischer, 
Heimleiter  

Schenkung Dapples in Zahlen


43

Einweisungen

35 zivilrechtlich
8 strafrechtlich

Kurzinformation Schenkung Dapples

Die Schenkung Dapples ist ein offenes Erziehungsheim für dissoziale Jugendliche im Alter zwischen 16 und 22 Jahren. Die Jugendlichen werden von strafrechtlichen und zivilrechtlichen Behörden eingewiesen. Es stehen sechs Ausbildungsbereiche (Mechanik, Schreinerei, Malerei, Küche, Betriebsunterhalt, Büro), eine Trainings- und Orientierungswerkstatt, eine interne Berufsschule sowie verschiedene sozialpädagogische Wohnformen zur Verfügung.


Fachbeirat Schenkung Dapples
Marco Beng
Stefan Forster
Patrik Killer
Hans Ulrich Zellweger
Dr. Raphaela Zürcher Kramer

dapples@dapples.ch
www.dapples.ch